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Augustin Charles d´Aviler (* 1653, Paris; + 23. Juni 1701, Montpellier) Ein Stipendium der Pariser „Académie Royale d´Architecture“ ermöglichte Augustin Charles d´Aviler von 1676 bis 1679 einen Aufenthalt in Rom, wo er im Studium und im Zeichnen antiker Baudenkmäler unterrichtet wurde. Unmittelbar nach seiner Rückkehr begann d´Aviler an einer kommentierten Ausgabe von Giacomo Barozzi da Vignolas „Regola delli cinque ordine d´architettura“ (> VIGNOLA) zu arbeiten, die erstmals 1691 unter dem Titel „Cours d´architecture qui comprend les ordres de Vignole“ in Paris erschien. Obwohl sich d´Aviler durch dieses erfolgreiche, immer wieder neu aufgelegte und übersetzte Handbuch sofort hohes Ansehen als Architekturtheoretiker erwarb, konnte er in Paris beruflich nicht Fuß fassen und nahm deshalb 1693 eine Stelle als Architekt der Provinz Languedoc an. Der Klassizist d´Aviler war Schüler des Hardouin-Mansart und ergänzte, auch unter Bezugnahme auf den 1675 bis 1683 erschienenen „Cours d´architecture“ von Blondel, die Ausführungen Vignolas durch zahlreiche Kommentare, eigene Entwürfe und anschauliche Kupferstiche. Sein Ziel war es, das von Vignola geschaffene, strikte, knappe Regelwerk zu erweitern und für die aktuelle französische Profanarchitektur praktisch anwendbar zu machen. Literatur:
Krufft, Hanno-Walter, Geschichte der Architekturtheorie, München, 2004, S. 155-156. Freigang, Christian, Kremeier, Jarl, Augustin Charles d´Aviler, in: Architekturtheorie von der Renaissance bis zur Gegenwart, 89 Beiträge zu 117 Traktaten, Köln, u. a., 2003, S. 262-273. Kreutzträger, Anna, Augustin Charles d´Aviler, in: Salge, Christiane, Architekturtraktate im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis, Beispiele aus der Rara-Sammlung der Kunsthistorischen Bibliothek, Freie Universität Berlin, Katalog (Ausstellungsführer, 46), Berlin, 2008, S. 132-135. Libnow, Gudrun, Aviler (Daviler, Davillier), Charles Augustin d´, in: Allgemeines Künstlerlexikon (lizenzierter Zugang: www.onb.ac.at, 6.8.2010). Der Architekturtheoretiker, Mathematiker und Theologe Leonhard Christoph Sturm hatte trotz seiner durchaus anspruchsvollen fachbezogenen Anstellungen in verschiedenen deutschen Städten und selbst nach längeren Bildungsreisen durch Holland und Frankreich kaum Gelegenheit, eigene künstlerische Erfindungen in gebaute Wirklichkeit umgesetzt zu sehen. Sein Verdienst liegt in der beinahe unüberschaubaren Tätigkeit als Herausgeber, Autor und Illustrator von zahlreichen, sehr beliebten Schriften zur Baukunst, in denen er uns als gebildeter und vielseitiger, aber auch etwas pedantischer und oft dogmatisch-religiös argumentierender Fachmann begegnet. Als eines der ersten, aber auch einflußreichsten Bücher kann die 1696 in Wolfenbüttel gedruckte „Vollständige Anweisung zu der Civil Bau-Kunst“ des Architekturtheoretikers und Mathematikers Nicolaus Goldmann (1611 bis 1665) gelten, dessen nachgelassene Schriften von Sturm verwaltet und in überarbeiteten Fassungen herausgegeben wurden. Im Jahr 1700 erschien die erste Auflage der hier vorliegenden, reich illustrierten Übersetzung des „Cours d´architecture“ von d´Aviler, die im Gegensatz zu vielen anderen Architekturbüchern im handlichen Kleinformat gehalten ist. Literatur:
Evers, Bernd, Zimmer, Jürgen, Nicolas Goldmann, Leonhard Christoph Sturm ..., in: Architekturtheorie von der Renaissance bis zur Gegenwart, 89 Beiträge zu 117 Traktaten, Köln, u.a., 2003, S. 550-559. Rust, Edzard, Theorie und Praxis, Leonhard Christoph Sturms Schriften zur Zivilbaukunst und ihr Einfluss auf gebaute Architektur, in: Engel, Martin, u. a. (Hrsg.), Barock in Mitteleuropa, Werke – Phänomene – Analysen, (Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, LV/LVI), Wien, u. a., 2006/2007, S. 507-527. Schillinger, Katharina, Nicolas Goldmann [, Leonhard Christoph Sturm], Vollständige Anweisung zu der Civil Bau-Kunst, in: Salge, Christiane, Architekturtraktate im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis, Beispiele aus der Rara-Sammlung der Kunsthistorischen Bibliothek, Freie Universität Berlin, Katalog (Ausstellungsführer, 46), Berlin, 2008, S. 135-140. Küster, Isolde, Sturm, Leonhard Christoph, in: Allgemeines Künstlerlexikon (lizenzierter Zugang: www.onb.ac.at, 6.8.2010). |