Zwischen Wirklichkeit und Fiktion: Architektur im Buch

POZZO, Andrea:
[1. Teil, italienischer Titel:] Prospettiva / de Pittori / et Architetti / d´Andrea Pozzo / della Compagnia di Giesu: / Parte Prima. / In cui s´indegna il modo più sbrigato di mettere / in prospettiva tutti i disegni d´Architettura.
In Roma, MDCCII. [1702] / Nella Stamparia di Antonio de Rossi alla Piazza di Ceri. [...]

[2. Teil, deutscher Titel:] Fernsehkvnst / Deren Mahlern / und / Bawmeistern, / von Andrea Pozzo / Geistlichen der Gesellschaft Jesu / vorgestellt. / Anderter Theil. / In welchem gezeigt wird leichte weis alles und jedes, so die Baw- / Kunst anbetriefft, in die fern zu entwerffen.
Zu Rom am Heiligen Jubeljahr 17[00] / Gedruckht von Joann: Jacob Komarek aus Böhmen, / nahe bey S[...] / und Anastasio in Trivio. [...]

Signatur: 547.021 III 1+2. Standort: U2, Rara-Magazin. Stempel auf den Titelblättern: „Lehrkanzel für Baukunst II an der Technischen Hochschule in Wien“. Neuerer Zugang in die Bibliothek.

Maße: 27,5 x 40,5 cm

Zeitgenössische(?) Pappeinbände, diese beschädigt, Bindung gelockert, mit Packpapier geschützt.

Innen teilweise Beschädigungen und Gebrauchsspuren.

1. Teil: Latein. Tit., ital. Tit., Kupfertit., 1 nicht num. Bl., 1 nicht num Bl. (latein. Widmung), 1 nicht num. Bl., 1 nicht num. Bl. (ital. Widmung), 1 nicht num. Bl. (lat. Imprimatur, auf der Rückseite 1 Kupferstich), 1 nicht num. Bl. (An den Leser in lat. und ital. Sprache), dann jeweils links der Text in lat. und ital. Sprache, rechts der dazugehörige Kupferstich (102 Kupfertaf.), 1 nicht num. Bl. Index.

2. Teil: Vorsatzbl., ital. Tit., dt. Tit., Kupfertit., 2 nicht num. Bl., 1 nicht num. Bl. (ital. Widmung), 2 nicht num. Bl., 1 nicht num. Bl. (dt. Widmung), 1 Kupferstich, 2 nicht num. Bl. (An den Leser in ital. und dt. Sprache), 1 nicht num. Bl. (lat. Imprimatur), dann jeweils links der Text in ital. und dt. Sprache, rechts der dazugehörige Kupferstich (116 Kupfertaf.), 4 nicht num. Bl. in italienischer, 4 nicht num. Bl. in deutscher Sprache (über Freskomalerei), Nachsatzbl.

Kupferstiche nach Zeichnungen des Andrea Pozzo von Theodor Verkruys, Arnold van Westerhout, Giovanni Girolamo Frezza, Benedetto Thiboust, Jean Charles Allet und Domenico Mariano Franceschini.

Gescannt am 29.7.2010.
Kein Volltext-Digitalisat dieser Ausgabe im Internet (Scan der Ausgabe Augsburg, 1709, Band 1, der UB Heidelberg: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pozzo1709bd1 , Scan der Ausgabe Augsburg, 1709, Band 2, der UB Heidelberg: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pozzo1709bd2 ), 24.5.2010.


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Andrea Pozzo (* 30. November 1642, Trient; + 31. August 1709, Wien)

Der aus Trient stammende Andrea Pozzo erlernte in Mailand und Venedig unter dem Einfluß von Palma und Mola die Malkunst, trat 1665 als Laienbruder dem Jesuitenorden bei und wurde 1681 auf Empfehlung des Carlo Maratta vom Jesuitengeneral nach Rom eingeladen. Dort arbeitete der vielseitige Künstler als Maler, Architekt und Entwerfer von Altären und aufwändiger ephemerer Schaugerüste für wirkungsvoll inszenierte Kirchenfeste, sogenannter „theatra sacra“. Während seiner Lehrtätigkeit im Kollegium der Società Jesu in Rom verfaßte Pozzo die „Perspectiva Pictorum et Architectorum“, ein einführendes, didaktisches Unterrichtswerk, das die konstruktiv richtige Darstellung von Architektur in ihrer optischen Verkürzung zum Inhalt hat. Die ersten Ausgaben dieses in zwei Bänden veröffentlichten Lehrbuches erschienen 1693 und 1698 mit 101 beziehungsweise 116 künstlerisch hochwertigen Kupferstichen in lateinischer und italienischer Sprache in Rom. Aufgrund des großen Erfolges in ganz Europa wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts zahlreiche neue Auflagen und Übersetzungen erforderlich; das Werk erschien sogar noch 1800 ein letztes Mal in deutscher Sprache. Die hier präsentierten Bände gehören zwei verschiedenen, frühen Ausgaben in Lateinisch-Deutsch und Lateinisch-Italienisch an; sie zeigen Spuren intensiven Gebrauches. Besonders einflußreich waren die von Pozzo gezeigten Möglichkeiten der illusionistischen Deckenmalerei mit Scheinarchitekturen und Scheinkuppeln, die aufgrund ihrer geschickten perspektivischen Konstruktion und des gekonnten Einsatzes von Licht und Schatten von einem bestimmten Standpunkt aus überzeugende räumliche Wirkungen entfalten. Pozzo wurde 7702 von Kaiser Leopold I. nach Wien berufen, wo er 1703 die Gewölbe der Jesuitenkirche mit Fresken ausstattete, die unter anderem auch eine Scheinkuppel zeigen, und 1704 bis 1707 die Decke des Herkulessaales im Gartenpalais´ Liechtenstein in der Rossau bemalte.

Literatur:

    Kerber, Bernhard, Andrea Pozzo, Berlin, New York, 1971.
    Lechner, Gregor Martin, Theorie der Architektur, Stift Göttweig, Graphisches Kabinett, Jahresausstellung 1975, Katalog, Göttweig, 1975, S. 65-66.
    Vignau-Wilberg, Peter, Perspektive und Projektion, Andrea Pozzos Architekturtheorie und ihre Praxis, München, 2002.
    Biermann, Veronica, Grönert, Alexander, Jobst, Christoph, Stewering, Roswitha, Andrea Pozzo, in: Architekturtheorie von der Renaissance bis zur Gegenwart, 89 Beiträge zu 117 Traktaten, Köln, u. a., 2003, S. 138-147.
    Geuter, Melanie, Jordan, Lisa, Andrea Pozzo, in: Salge, Christiane, Architekturtraktate im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis, Beispiele aus der Rara-Sammlung der Kunsthistorischen Bibliothek, Freie Universität Berlin, Katalog (Ausstellungsführer, 46), Berlin, 2008, S. 159-166.
    Braun, Josef, Pozzo, Andrea, in: Allgemeines Künstlerlexikon (lizenzierter Zugang: www.ub.tuwien.ac.at, 30.7.2010).