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Salomon Kleiner (* 4. März 1700, Augsburg; + 25. März 1761, Wien) Nach einer Lehre beim Augsburger Kupferstecher Johann August Corvinus übersiedelte der Kupferstecher, Architektur- und Vedutenzeichner Salomon Kleiner nach Wien, wo er seit 1721 nachweisbar ist und vermutlich zunächst an einer späteren, erweiterten Ausgabe des von Joseph Emanuel Fischer von Erlach erstmals 1719 veröffentlichten Tafelwerkes „Anfang einiger Vorstellungen der vornehmsten Gebäude [...] von Wien“ mitwirkte (> FISCHER VON ERLACH, 1719). Zur gleichen Zeit begann Salomon Kleiner im Auftrag des Augsburger Verlegers Johann Andreas Pfeffel, zahlreiche bedeutende Wiener Gebäude zu zeichnen. Diese großteils erhaltenen, künstlerisch hochwertigen Ansichten dienten verschiedenen Stechern, hauptsächlich aber Johann August Corvinus, als Vorlagen für Kupfertafeln, die zwar ebenfalls von überdurchschnittlicher Qualität waren, aber den Nuancenreichtum und die Strichtechnik der lavierten Tuschzeichnungen notwendigerweise nicht wiedergeben konnten. Die ersten beiden Teile dieses prachtvollen, stets bewunderten und gesuchten Werkes erschienen 1724 und 1725 unter dem Titel „Wahrhaffte und genaue Abbildung“ mit jeweils 33 Veduten; sie zeigen Kirchen und Klöster, Residenzen des Kaiserhauses und adeliger Familien sowie Bürgerhäuser und Amtsgebäude in der Stadt Wien und ihrer Vorstädte. Von 1723 bis 1726 zeichnete Kleiner für Lothar Franz von Schönborn dessen Schlösser in Pommersfelden und Mainz sowie Ansichten von Frankfurt am Main, Würzburg und des Augsburger Rathauses. Auch diese reizvollen Veduten wurden allesamt in Kupfer gestochen und in erfolgreichen Publikationen vervielfältigt. Ab 1727 lebte der inzwischen zum „Chur-Mainzischen Hof-Ingenieur“ ernannte Kleiner wieder in Wien, wo er die Arbeit an einer Vedutenserie zum Belvedere des Prinzen Eugen aufnahm, die 1731 bis 1740 veröffentlicht wurde. In den Jahren 1733 und 1737 erschienen als Fortsetzung der „Wahrhafften und genauen Abbildung“ die beiden letzten Teile dieser Wiener Ansichtenfolge wiederum mit jeweils 33 Tafeln unter dem Titel „Das florierende vermehrte Wien“. Die insgesamt 134 Kupferstiche sind nicht nur von großem ästhetischem Reiz; sie dokumentieren auch mit einzigartiger topographischer Genauigkeit das Aussehen der Stadt im frühen 18. Jahrhundert, also einer Zeit umfangreicher Bautätigkeit, politischen Einflusses und wirtschaftlichen Wohlstands, in der zahlreiche bedeutende Kirchen, Palais und Bürgerhäuser entstanden. Kleiner beschränkte sich dabei nicht auf orthogonale Fassaden, er führte den Betrachter vielmehr in den barocken Stadtraum, indem er oft perspektivisch verkürzte, auch die Umgebungen miteinschließende Standpunkte für seine Ansichten wählte und stets eine reiche figürliche Staffage hinzufügte (> THURAH). Bei aller Relevanz dieser Veduten für die Kenntnis des Stadtlebens und der Architektur des Barock in Wien darf jedoch nicht vergessen werden, dass Kleiner sich stets künstlerische Freiheiten erlaubte und oft auch erst geplante als bereits real existierende Bauten abbildete. Dem vorliegenden Exemplar sind neben den beschriebenen vier Ansichtenfolgen auch noch die ebenfalls 33 Stiche umfassende Serie „Viererley Vorstellungen [...] folgender Lustgärten und Prospekten, so außer [...] Wien zu finden“ von 1737 beigebunden. Nach dem finanziellen Misserfolg des unvollendeten Werkes über die Wiener Hofbibliothek von 1737 (> KLEINER, SEDELMAYR) arbeitete Kleiner unter anderem ab 1739 an den 164 Abbildungen für das von Marquard Herrgott und Martin Gerbert herausgegebene Geschichtsbuch „Monumenta Augustae Domus Austriacae“ und von 1743 bis 1745 für das Stift Göttweig. Literatur:
Das florierende Wien [stark verkleinertes Reprint der „Vera et accurata delineatio“ und der drei nachfolgenden Serien], mit einem Nachwort von Elisabeth Herget (Die bibliophilen Taschenbücher, 104), Dortmund, 1979. Prange, Peter, Salomon Kleiner und die Kunst des Architekturprospekts (Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen, 17), Augsburg, 1997. Prange, Peter, Salomon Kleiner zum 300. Geburtstag, Ausstellungskatalog (Schriften des Salzburger Barockmuseums, 24), Salzburg, 2000, v. a. S. 57-64. [o. A.,] Kleiner, Salomon, in: Allgemeines Künstlerlexikon (lizenzierter Zugang: www.onb.ac.at, 6.8.2010). |